Schwarzer Frühling mit Krimsekt und Kaviar

 
Prosa von Ingeburg Peters

 

der körper ist so schnell zu zerstören, das geht in sekunden. dein kostbares leben – verwirkt, das einzige, das du hast. durch die logik der diktatur. Aber wenn du alles runterschluckst, unterstützt du sie; das klassische gefangenen-dilemma also.
Sie verzeiht sich und ihrem schlechten gewissen.

Und dann fällt die atombombe, deren pilz sehr schön aussieht am himmel, deren druckwelle dir aber das auge aus dem schädel herausdrückt.
zuvor herrscht stille, eine bleierne ruhe. Nichts ist mehr sinnvoll. Es hilft nicht mehr, vegan zu leben, wenn der nordpol aufgetaut wird und vulkane durch die erdkruste geschoben werden.
Es sind ja gar nicht allein die tiere, die vom kapitalismus vergewaltigt werden, es sind auch die tomaten, die an ultralangen strängen treiben und treiben müssen, die ganze nacht hindurch mit lampen geflutet, mit nährlösung gedoped.
Es sind auch die leihmütter in indien und in den geheimlagern osteuropas, mit ihrem immunzellen-wirrwarr im bauch.
Ebenso die organspender-dörfer, unsere gesichter werden verkauft, unsere hirne.
Buy my face.
polen ist sowas von offen momentan bei mir und in der welt, noch viel offener als griechenlands grenze zur türkei.
Denn alles erzwungene hinterlässt nur missbehagen. zum beispiel die in immer größere meerestiefen vordringenden hightech-röhren, mit denen die einst armen, sardinen fangenden, norweger nun reich geworden sind.

Sie müssen uns deshalb kühle luft zublasen, weil sonst die erdkruste explodiert, unter dem magma, das du noch nicht siehst.
Führen wetter-krieg um die bodenschätze der arktis, indem sie einander erdbeben und fluten, eisige kälte und glühende hitze schicken.
Und die nordlichter flackern weit über den norden hinaus,
und der strom fällt aus.
Der strom fällt aus – und der laplace’sche weltgeist ist dahin. Zack, von einem moment auf den anderen.

Der belgische security-mann der amerikanischen botschaft bereist die museen europas.
Er war in athen, um den parthenon zu sehen, solange er noch da sei, wie er sagt.
Das erschreckt.
Morgen fährt er nach braunschweig ins herzog-anton-ulrich-museum.
Er war im pergamon-museum in berlin, besuchte dresden und anschließend fährt er nach sevilla – auch in wien war er schon.
Er will das alles noch einmal sehen…

„Trust in truth“, den slogan hab ich deshalb erfunden statt „yes, we can“, für obama.
in deutsch:  wahrheit befreit. Wahrheit begreift.
The end of time?
Der security-mann.
Aber meinen slogan können die amis nicht nehmen.
Wir wissen alle, warum.

Ein letztes mal noch gut gegessen, krimsekt mit kaviar möglicherweise. endzeitstimmung?
Die ganze schöne kultur, alles weg?
Akropolis adieu, das kann frau sich ja gar nicht vorstellen, dass diese uralten mythenumwobenen kulturgüter einfach von der bildfläche verschwinden könnten, aber es ist tatsächlich leider auch nicht wirklich und völlig auszuschließen, selbst wenn der security-mann ein psychopath ist.

und danach fließt die cholera über glasklare gewässer direkt in unseren bauch – und weitere viren-epidemien kommen von der insel riems zu uns in die gute stube geflattert.

Sogenannte Wissenschaftler gaben lateinamerikanischen armen frauen schon seit langem sterilisierenden gen-mais zu essen. Den der tierarzt entwickelt hat, der jetzt als millionär in der schweiz sitzt und sich in luxushotels räkelt, nachdem er zuerst malaria-fliegen sterilisierte, dies dann auf frauen übertrug, denen einfach heimlich ein kontrastmittel eingab, durch einen türrahmen gehen ließ, der es aktiviert, und schluss ist es mit der fortpflanzung.

Jedenfalls jetzt sahen die wolken nett aus, geflockt, und keine chemtrails zu sehen und der abend mild, fast ein deutscher tag, wie es ihn ja kaum noch gibt, wie man ihn aus der erinnerung hervorkramen muss, mit cumulus und so.
Gestern der gang rund um den teich erinnerte eher an mediterrane gefilde, an einen juwelenglitzernden abend auf capri.
Die männer spielen mit robotern. Aber die roboter sind noch etwas linkisch und können nicht gut laufen. die väter dieser roboter, die techniker, werden so zu müttern.
Sie müssen ihre robots aufpäppeln, mann, haben die nichts anderes im hirn?
Im entscheidenden augenblick nämlich, wenn es eine atomkraftwerks-havarie zu verhindern gilt, schicken sie wieder menschen hin statt roboter, menschen, die dort verstrahlt werden, verbrannt, statt ihre roboter hinzuschicken. So wie die nato ja immer nur aus der luft manch mörderisch mutigen „machthaber“ bombardiert, für den mann-zu-mann-kampf sind vor allem die amerikaner als milchbubis völlig ungeeignet, zu feige und schnell unterlegen.

Großartige pläne gibt’s fürs CERN und für atomkraftwerke, aber keinen einzigen für den fall des versagens.
Draußen tobt der sturm ums haus, der dachstuhl hebt fast ab.
Morgen würde sie die straße fegen, die zerbrochenen flaschen aufsammeln, vielleicht noch die fenster  putzen. Auf der hölzernen stuhllehne hängt wäsche zum trocknen, was aber auf dauer dem holz schadet. Hut ab vor der kraft des wassers. Es zerstört bei längerem gebrauch die haut, martert holz und eisen und stein, in form einer monsterwelle funktioniert es schon ein einziges atomkraftwerk in japan um zur weltuntergangswaffe.

Die amerikanische kohleindustrie darf ganze berggipfel abtragen, aber naturschützer werden als terroristen verfolgt. Der militärisch-industrielle komplex führt krieg. Von alaska aus mit der haarp-harfe, die kein engel spielen mag. Wie der film, mit fiennes und thurman als john steed und emma peel, es zeigte: einmal schneit es und ist bitterkalt, einen augenblick später fällt warme luft ein.
Und dann kommt da in der schlussszene, als London fast untergegangen wäre, dieser spiegel, von dem präsident bush inzwischen ganz konkret erzählt hat, als der klimabericht zu dramatisch wurde. Einen spiegel, mit dem er angeblich den staub ins weltall zurückschicken will, den gibt es schon und er ist schon länger da und solche teuflischen geheimen innovationen machen überall auf der welt probleme. inzwischen wird man durch spielfilme besser informiert als von journalisten oder wissenschaftlern.

die orffschen xylophone,  trommeln, auch metall-glockenspiele, rasseln, glöckchen, tamburine, alles aus der musikabteilung: den familienbetrieb gibt es nicht mehr, pleite, wann kommen die letzten dran zugunsten der weltweiten distributionsketten? Im traum sah sie den inhaber des alteingesessenen exklusiven herrenausstatterhauses als clown verkleidet ein letztes mal aus seinem liebevoll geführten geschäft treten.

es ist kalt, fast schon bitterkalt. die hexe schießt in den rücken und will ihn zerstückeln. und die sonne scheint schon wieder so heiß, dass die zum schutz vor die fenster gehängten nassen laken im nu trocken sein werden. So von einem moment auf den anderen tritt uma thurman im bikini aus ihrer englischen telefonzelle in den schneesturm.

Soll sie vielleicht noch hildegard-von-bingen-dinkel-notvorräte kaufen? Nuklear ist drin wegen des raketenschilds, ein erdbeben hier eher unwahrscheinlich, auch tornados zumindest unüblich, aber was heißt das inzwischen schon, wo das unnormale normal geworden ist.
Das wetter ist hochpolitisch geworden. So wie schon bert brecht das gespräch über bäume als verbrechen beschrieb, wird heutzutage ein gespräch übers wetter schnell heikel.

„ob es das schon war?“ fragte die luzide freundin beim spaziergang durch einen dichten schleier von blütenpollen, der ihr auf dem heimweg noch fast den atem nahm. Es ist ja nichts nettes, wenn einer der atem genommen wird, ohne atem ist schicht im schacht, selbst wenn er durch blütenpollen genommen wurde. In rauen Mengen kohlenwasserstoffe verzehren, weil die energie so schön explodieren lassen wie schulden und zinsen. In kanada herrschte 30 grad wärme im märz, sie sind wohl nahe dran an den arktischen schätzen, nur die förderung scheint noch nicht schnell genug zu klappen.
die ganz reichen familien haben meist was mit ressourcen zu tun, bisher war es oft das öl. Natürliche Ressourcen sind freie güter, hat sie noch gelernt: luft, wasser, eigentlich müsste das für den boden auch gelten, aber Mother Earth wird ausgeweidet, schockgefroren und dann verbrannt.
die reichen entscheiden über krieg und frieden, wie schon immer. kritik ändert daran nichts. Das ist beängstigend. bosse sitzen immer ganz oben und schauen über die stadt, diese symbolik ist usus. Und dort gerieren sie sich oft als so total jovial.
Die handwerker haben viel zu tun und schaffen es kaum, den leuten noch schnell ihre häuser zu reparieren, ehe der finanz-orkan losbricht, zumal die druckerpressen der notenbanken heißlaufen und das ‚frau holle schüttelt die betten aus‘ im finanzmarkt mit geld nachgeäfft  wird. Und dann bricht er doch noch nicht los, sondern droht nur, bedroht sogar die schweiz, das gute alte steuerparadies.

Wie jutta ditfurth treffend sagte, du brauchst bloß die telefonrechnung nicht bezahlen, schon bist du abgeschaltet vom netz.
einem welpen wird inzwischen routinemäßig blitzschnell und ohne den besitzer zu fragen beim tierarzt ein erkennungs-chip unter die haut gejagt.
wann sind wir selbst dran? biometrie der neuen generation: das passwort am finger!
im internet kursiert der einem mitglied der familie rockefeller zugeschriebene ausspruch, die menschen würden künftig alle gechipt, die armen allerdings mit anderen infos und zugangsmöglichkeiten drin als die reichen. sind das nur verschwörungstheorien?

 

beim bürgeramt: fingerabdrücke einscannen für neuen führerschein. Die fingerkuppe n bisschen spitz aufgesetzt, schon funktioniert der computer-scanner nicht.
sie phantasiert wortreich dazu: „Und später dann ein chip unter die haut, mit führerscheininfos, auch vom internationalen, und dem kontostand; welcher kaste du angehörst, ob du in die besser ausgestatteten krankenhäuser darfst, und wenn du zicken drehst, schalten sie den chip aus und dann kannst du nichtmal mehr die straßenbahn bezahlen?“
„genau, so ist es“ kommentiert die mollige nette bürgeramts-angestellte diese tirade trocken.
Das beängstigt die motzende bürgeramtskundin fast noch mehr als der eigene temperamentsausbruch.